Blockbuster mit moralischem Anspruch: James Cameron stellt „Avatar“ vor

This entry was posted on 9.12.2009

Zwölf Jahre ist es her, dass der selbst ernannte „King of the World“ sein Königreich verlassen hat. Zwölf lange Jahre hat James Cameron keinen Spielfilm mehr gedreht. Nun ist der Regisseur mit einem Film zurück, der noch teurer war als „Titanic“ – dem 3D-Abenteuer „Avatar“.

Ist er deswegen nervös? Seinen Worten zufolge schon, nach seiner Gestik zu urteilen, eher nicht. „Ich hoffe, dass das Studio Twentieth Century-Fox kein Geld verliert“, erzählt der Regisseur. Und: „Ich bin nervös wegen der Marketing-Kampagne.“ Aber das sagt Cameron so lakonisch, dass man ihm jedwede Sorgen überhaupt nicht abnimmt.

Vielleicht ist es ja ein Zeichen, dass der Star-Regisseur gestern überhaupt nach Berlin gekommen ist, um im Hotel de Rome seinen neuen Spielfilm zu bewerben. Abends ging es gleich weiter nach Moskau und von dort nach London, wo „Avatar“ morgen seine Weltpremiere feiert. Ein aufreibendes Programm also vor dem Filmstart am 17. Dezember.

Aber immerhin muss „Avatar“ – die Geschichte des Soldaten Jake Sully, der auf dem Planeten Pandora in die Welt der Ureinwohner Na’vi eintaucht – eine schier unglaubliche Summe wieder einspielen: 250 Millionen Dollar soll das 3-D-Abenteuer angeblich gekostet haben. Dazu dürfte noch eine hohe Summe für die Werbung kommen. Ob „Avatar“ der teuerste Spielfilm aller Zeiten ist, möchte Produzent Jon Landau nicht kommentieren. „Ich kenne ja nicht die Kosten anderer Produktionen“, sagt er. „Aber es ist bekannt, dass James und ich teure Filme machen.“

Dass sich Cameron derart für den Film einsetzt, dürfte aber auch daran liegen, mit welcher Leidenschaftlichkeit er dieses Projekt verfolgt. Bereits Mitte der Neunziger hatte er mit „Avatar“ begonnen – es sollte sein nächster Blockbuster nach „True Lies“ werden. Zwischendurch war nur eine kleine Fingerübung geplant, ein Film namens „Titanic“.

Dass daraus mehr wurde als ein kleines, romantisches Drama, stellte sich für „Avatar“ als segensreich heraus: Anschließend konnte sich Cameron Zeit nehmen, um eine spezielle 3D-Kamera zu entwickeln. Auch die Computer-Technik wäre damals längst nicht so weit gewesen.

Was Cameron nun vorlegt, ist der wohl beeindruckendste 3D-Film, den es bisher gegeben hat – die Kopfschmerzen, die sich sonst bei solchen Streifen einstellen, sind Vergangenheit. Beeindruckend auch, wie viele Details der Regisseur bedacht hat: Für die Ureinwohner ließ er eine eigene Sprache inklusive Grammatik entwickeln; der Planet wird zudem von Tieren bevölkert, die einerseits bekannt wirken, andererseits aber auch ganz anders sind.

Dennoch legen Cameron und seine Schauspieler Wert darauf, keinen der üblichen Blockbuster gedreht zu haben. „Ãœblicherweise wird in Filmen mit solch einem Budget vor allem großes Spielzeug gezeigt“, sagt Sigourney Weaver, die mit Cameron bereits „Alien“ gedreht hatte. „Avatar“ aber sein ein Film für die ganze Familie.

Und noch dazu einer mit moralischer Botschaft, ergänzt Cameron: Seit Jahrtausenden hätten technisch überlegene Menschen Urvölker unterworfen – dieses Verhalten prangert der Regisseur auch in „Avatar“ an. Zudem werde der Natur zu wenig Respekt entgegen gebracht. „Das muss sich ändern, wenn die Menschheit bis zum Ende des Jahrhunderts überleben will.“

Der Text ist am 9. Dezember im Oranienburger Generalanzeiger erschienen.

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