Tribeca Film Festival startet in New York mit Cameron Crowes Film über Elton John

This entry was posted on 21.04.2011

Bereits jetzt dominiert „One World Trade Center“ New Yorks Downtown. In einigen Monaten soll das dunkel-funkelnde Gebäude am „Ground Zero“ das höchste Bauwerk Amerikas sein. Von hier sind es nur einige Minuten Fußweg bis zum Hauptquartier des Tribeca Film Festivals, untergebracht in einem alten Backsteingebäude. Doch so unterschiedlich die Architektur ist, so sehr sind Film Center und Skyscraper miteinander verbunden – immerhin startete das Festival als Reaktion auf den Anschlag des 11. September. Ab Mittwoch findet das Festival zum zehnten Mal statt.

Robert de Niro, Filmproduzentin Jane Rosenthal und ihr Ehemann Craig Hatkoff gründeten das „TFF“ 2002, nachdem aus dem angesagten Tribeca-Viertel aufgrund der Terrorattacke sämtliche Lebensqualität verschwunden war. „Mein einziges Ziel war es, die Menschen wieder nach Downtown zu bringen“, sagte Rosenthal kürzlich in der „New York Times“.

Diese Zeiten sind lange vorbei, die Mieten im „Triangle below Canal“ wieder exorbitant, aber noch heute sieht sich das TFF als Nachbarschaftsfestiva. New Yorker, die sich über Postleitzahl als Einwohner des Viertels ausweisen können, haben einen Tag früher Zugang zu Eintrittskarten als alle anderen (mit Ausnahme von Kreditkarten-Inhabern des Hauptsponsors).

Mit den ganz großen Festivals wie Cannes oder die Berlinale kann sich das Tribeca Film Festival zwar nicht messen – tatsächlich liefen hier in den Vorjahren immer wieder Filme, die zuvor in Berlin ihre Weltpremiere gefeiert hatten.

Für ein wenig Starqualität ist dennoch gesorgt: Der Eröffnungsfilm „The Union“ von Cameron Crowe („Singles“, „Almost Famous“) ist eine Dokumentation über die Aufnahmen von Elton Johns gleichnamiges Album. Der Sänger wird dazu in New York erwartet. Außerdem werden Festivalgründer de Niro und Regisseur Martin Scorsese in der Reihe „Tribeca Talks“ auftreten.

Andererseits können Filmfans hier echte Entdeckungen machen. Von den 104 Regisseuren, die in diesem Jahren beim TFF vertreten sind, zeigen rund zwei Drittel ihre Erstlingsarbeiten. Fast die Hälfte der Filme sind zudem Weltpremieren.

Aus deutscher Sicht ist vor allem ein Film interessant – „Klitschko“, eine Dokumentation über die Boxer-Brüder von Sebastian Dehnhardt. Dehnhardt, der zuvor unter anderem das „Drama von Dresden“ gedreht, verfolgte die Klitschko-Brüder zwei Jahre lang und erzählt hier den Werdegang der Ukrainer ab ihren Anfängen in Kiew. „Klitschko“ feiert am kommenden Sonntag seine Weltpremiere in New York und kommt im Juni in Deutschland in die Kinos.

Aber auch „Sint“ von Dick Maas dürfte wohl zum Jahresende in die deutschen Kinos kommen. Die Verhandlungen laufen, so die betreuende PR-Firma. Dick Maas hatte schon vor zwei Jahrzehnten mit der derben „Flodder“-Serie einen kommerziellen Erfolg, nun war auch „Sint“ einer der größten Kassenerfolge der jüngsten Zeit in den Kinos in Benelux. In der Horror-Satire ist der Nikolaus als Rachebischof zu sehen, der Amsterdam terrorisiert.

Eine der Entdeckungen des Tribeca Film Festivals dürfte aber „Give Up Tomorrow“ von Michael Collins sein. In der Dokumentation wird das Schicksal von Paco Larrañaga erzählt, der – obwohl eindeutig unschuldig – für die Vergewaltigung und den Mord an zwei jungen Frauen zum Tode verurteilt wird. Der Philippino mit spanischem Pass sitzt fast 14 Jahre nach der Tat noch immer im Gefängnis.

Daneben ist beim Tribeca Film Festival ein sehr abwechslungsreiches Programm zu sehen. Mit dabei sind Berlinale-Gewinner Michael Winterbottom mit seiner Road-Movie-Komödie „The Trip“, das Indie-Drama „The Roadie“ mit „Crossing Jordan“-Star Jill Hennessy in einer der Hauptrollen oder „God Bless Ozzy Osbourne“, einer Dokumentation über den Black-Sabbath-Sänger.

Wer derzeit keinen Urlaub in New York plant, kann zumindest einige Filme auch online sehen. Das TFF bietet in diesem Jahr erstmals einen „Streaming Room“ an, in dem sechs Spiel- und 18 Kurzfilme laufen.

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