Berlinale: Gerard Depardieu hat in „Mammuth“ keine Probleme, sich zum Deppen zu machen

This entry was posted on 19.02.2010

Das muss man Gerard Depardieu lassen. Der Schauspieler hat mit steigendem Alter keinerlei Probleme, sich für einen Film zum Deppen zu machen. Für einen guten zumal – wie „Mammuth“, dem Wettbewerbsbeitrag der beiden Franzosen Benoit Delépine und Gustave Kervern.

Es gibt eine Szene in dem Film, die heraussticht. Da liegt Serge (Depardieu), genannt Mammuth, mit seinem Cousin auf dem Bett. Sie befriedigen sich gegenseitig mit der Hand – ein völlig unerotisches Ereignis. Keine Sorge: Zu sehen ist nichts, jedenfalls nichts, was die Jugendfreiheit des Films gefährden würde. Aber der überquellende Bauch von Depardieu hat schon etwas. So würden sich nicht viele bloßstellen.

Man merkt bald: Mammuth ist ein schlichtes Gemüt. Er ist gerade 60 Jahre alt geworden, will seine Rente antreten und erfährt, dass einige Arbeitgeber nie die entsprechenden Beiträge bezahlt haben. Manche wollten das Geld einsparen, andere empfanden die Arbeit von Serge als so unqualifiziert, dass sie diesen Aufwand für unnötig hielten. Schließlich hatte Serg eher einfache Jobs: als Türsteher in einem Club, als Helfer auf dem Jahrmarkt oder in den Weinbergen. Tätigkeiten, für die heute im Zweifelsfalle illegale Einwanderer engagiert werden. Für die müssen auch keine Rentenbeitrage entrichtet werden.

Serge jedenfalls fährt los, um die Nachweise zu besorgen. Und tritt dabei eine Reise zu sich selbst an. Ein wenig erinnert das an Jim Jarmuschs „Broken Flowers“, nur weniger poetisch, aber dafür sehr komisch.

Sind die Franzosen wirklich so, wie Delépine und Kervern sie darstellen? Dann handelt es sich bei ihnen um ein uncharmantes Volk, das die Mitmenschen gerne beschimpft und bestiehlt. Oder sie sind so seltsam wie Serges Nichte, die Künstlerin Miss Ming. Aber die schafft es wenigstens, ihrem Onkel eine neue Vorstellung von Leben zu geben.

„Mammuth“ ist ein wenig überladen, ein Motorradunfall in Serges Jugend spielt eine wichtige, aber unnötige Rolle. Immerhin bekommen wir so Isabelle Adjani in einer kleinen Rolle zu sehen. Im Kern ist „Mammuth“ aber eine schöne Komödie über ältere Menschen mit einem hervorragenden Hauptdarsteller.

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