Berlinale: Der nichtsnützige Tetsuro – „Otouto“ von Yoji Yamada beendet den Wettbewerb

This entry was posted on 21.02.2010

Tetsuro (Tsurube Shofukutei) ist ein rechter Nichtsnutz. Als Schauspieler ist er kaum bekannt, als Trinker dafür umso erfolgreicher – zum Leidwesen seiner Familie, die er gerne mal bei Feiern blamiert hat. Deswegen sind auch alle froh, dass er zur Hochzeit seiner Nichte Koharu (Yu Aoi) nicht kommen wird.
Yoji Yamada war in den vergangenen Jahren ständiger Gast auf der Berlinale, zunächst mit mehreren Samurai-Filmen, 2008 dann mit dem Weltkriegsdrama „Kabei“ mit Sayuri Yoshinaga in der Hauptrolle. Sie steht auch in „Otouto“ („Über ihren Bruder“) – dem Abschlussfilm dieser Berlinale – im Mittelpunkt.
„Otouto“ erzählt eine tragikomische Familiengeschichte: Tetsuro erscheint natürlich doch auf der Hochzeit, betrinkt sich und sorgt auch diesmal wieder für einen Eklat.
Seine Schwester Ginko (Yoshinaga) mag sich allerdings erst von ihm lossagen, als Tetsuros Lebensgefährtin bei der Apothekerin auftaucht. Ginko soll die Schulden Tetsuros bei ihr zurückzahlen – der Schauspieler hat das Geld versoffen und verspielt. Erst als Tetsuro unheilbar erkrankt, versöhnt sich die Familie wieder.
Der dänische Wettbewerbsbeitrag „Eine Familie“ hatte am Freitag ein ganz ähnliches Thema zum Mittelpunkt: Dort lag der Vater im Sterben und der Rest der Familie musste neue Rolle finden. Yoji Yamada, der am Sonnabend mit einer Berlinale-Kamera ausgezeichnet wurde, verschafft seinem Film aber ungleich mehr Tiefgang. Ganz nebenbei erzählt der japanische Regisseur noch von den Sorgen Ginkos, die eine altmodische Apotheke führt und gegen sinkende Umsätze zu kämpfen hat.
Aber das dient wirklich nur dazu, die Geschichte in der Realität zu verankern. Im Mittelpunkt steht eher die Frage, wie sich eine Familie mit ihrem schwarzen Schaf versöhnt. Denn eigentlich hatte Tetsuro als Kleinster nur gelitten: Ihm hatte halt nie jemand etwas zugetraut. Nur trinken – das konnte er.
Traurig-schön ist die letzte halbe Stunde, als Tetsuro in einem Sterbehospiz liegt: Ganz langsam nähern sich die beiden Geschwister wieder an und versöhnen sich kurz vor seinem Tod. Ein wunderbarer Abschluss für die 60. Filmfestspiele.

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