Eine wichtige Facette fehlt – Rezension des Drehbuchs von „Inglourious Basterds“

This entry was posted on 7.11.2009

Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ gehört zweifellos zu den besten Filmen des Jahres. Wer die Authentizitätsdebatten rund um „Walküre“ oder „Der Untergang“ satt hat, wird eine fast kindliche Freude dabei empfinden, wenn er sieht, wie dreist Tarantino die NS-Zeit uminterpretiert hat. Schon lange hat man nicht mehr so herzhaft über Nazis gelacht.

Genauso groß ist der Spaß beim Drehbuch, das der Luchterhand-Verlag nun in deutscher Sprache veröffentlicht. Es ist der „letzte Entwurf“ vom Juli 2008, wie handschriftlich auf einer der ersten Seiten vermerkt wird.

Tatsächlich stimmt das Buch fast vollständig mit dem späteren Film überein: Christoph Waltz hat den sadistischen SS-Oberst Hans Landa zwar großartig interpretiert; aber die Worte, die er spricht, finden sich bereits im Drehbuch. Das zeigt, wie sehr Tarantino ein Meister der Worte ist.

Der Regisseur hat lediglich gekürzt: So gibt es beispielsweise in seinem Drehbuch noch mehrere Szenen mit Madame Mimieux. Hier wird erklärt, wie die Kinobesitzerin die jüdische Überlebende Shoshanna aufnimmt. Im fertigen Film könnte man den Eindruck bekommen, die beiden seien tatsächlich verwandt.

Das ist spannend nachzulesen und macht große Lust darauf, den Film gleich noch einmal anzuschauen. Einziger Wermutstropfen: Das Buch ist auf Deutsch. Während Tarantino in seinem Film souverän die Sprachen wechselt, fehlt hier diese (wichtige) Facette. Das ist bedauerlich; zu einer „kompletten“ Veröffentlichung hätten sowohl Originalskript als auch die deutsche Fassung gehört.

Quentin Tarantino: „Inglourious Basterds“
Sammlung Luchterhand
256 Seiten, 9 Euro
ISBN: 978-3-630-62179-1

Der Text ist am 7. November im Oranienburger Generalanzeiger erschienen.

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