Berlinale: Street-Art-Künstler Banksy hat einen ersten, aufregenden Film gedreht – „Exit Through The Gift Shop“

This entry was posted on 14.02.2010

Banksy ist ein Phänomen. Kaum jemand hat den Street-Art-Künstler gesehen, und es existieren keinerlei Fotos von ihm. Dafür sind seine Werke um so präsenter: Der Engländer hat seine Bilder in britischen Museen neben berühmten Gemälden aufgehängt und die Mauer zwischen Israel und Palästina besprüht. Selbst in Disneyland sorgte er für Aufsehen, als er eine aufblasbare Puppe aufstellte, die an die Guantanamo-Häftlinge erinnerte. Geschnappt wurde er dabei nie.

Mittlerweile ist Banksy ein angesehener Künstler, dessen Werke für sechsstellige Summen weggehen. Und nun ist er auch noch unter die Filmemacher gegangen. „Exit Through The Gift Shop“ ist ein ziemlich aufregende und etwas ungewöhnliche Dokumentation, die außer Konkurrenz im Wettbewerb läuft.

„Ich wollte einen Film machen, der für Street Art das erreicht, was ‚Karate Kid‘ für Martial Arts bedeutete“, sagt Banksy in seinen einleitenden Worten. Davon ist er bald abgekommen: „Früher habe ich jedem, dem ich begegnete gesagt, er solle Kunst schaffen. Heute lasse ich das“, sagt er am Ende von „Exit Through The Gift Shop“.

Verantwortlich dafür ist Thierry Guetta, ein exzentrischer Franzose, der in Los Angeles lebt.
Guetta ist ein Meister des Exzesses: Jahrelang drehte er jeden einzelnen Moment seines Lebens und dokumentierte dabei durch Zufall auch die Arbeit zahlreicher Street-Art-Künstler wie Shepard Fairey, der unter anderem durch das blau-rote Obama-Bild berühmt wurde.

Nur einer fehlte ihm in seiner Sammlung: Banksy. Doch auch den lernt er bald kennen, die beiden freunden sich an, Guetta darf ihn ganz offiziell bei seinen Aktionen filmen. Doch als der Franzose aus all seinem Material eine Dokumentation zusammenstellen sollen, wird klar, dass er an dieser Aufgabe scheitert. Banksy versucht, diese Aufgabe zu übernehmen.

Nun geht es mit vertauschten Rollen weiter: Während der eine das Material sichtet, das letztlich auch in „Exit Through The Gift Shop“ landet, folgt der andere Banksys Empfehlung, selbst mal Kunst zu probieren.

Allerdings wird der dabei größenwahnsinnig: Er mietet sich ein leerstehendes Studio in Hollywood an, um seine als „Mr. Brainwash“ geschaffenen Kunstwerke zu zeigen, die oft billig kopiert sind. Wenn jemals die Aussage „Das hätte ich auch hinbekommen“ Gültigkeit haben sollte, dann in diesem Fall.

Individuelle Versionen einzelner Werke werden durch ein paar Farbspritzer geschaffen, Preise nach Größe festgelegt. Eine fünfstellige Summe darf es aber durchaus sein. Dass Street Art eigentlich nicht kommerziell und gesellschaftskritisch sein soll? Geschenkt.

Der Film ist dabei aufregend kurzweilig geworden: Die Werke von Künstlern wie „Space Invader“ oder Fairey sind inspirierend. Banksy als der große „Star“ der Szene hält sich angenehm zurück. Und Mr Brainwash ist in seiner Verrücktheit urkomisch. Erfolg hat er darüber hinaus auch noch: Von ihm stammt das Cover der Madonna-Hitsammlung.

Die Texte zur Berlinale erscheinen im Oranienburger Generalanzeiger.

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