Berlinale: „Arias with a Twist“ von Bobby Sheehan – Mehr als nur Travestie

This entry was posted on 13.02.2010

„Thema verfehlt“ möchte man Regisseur Bobby Sheehan zurufen: „Arias with a Twist“ soll ein Film über die gleichnamige Show von Joey Arias und Basil Twist sein. Doch zu sehen ist von der Perfomance selbst sehr wenig.

Macht aber nicht viel – die „Dokufantasy“, die im Panorama läuft, ist trotzdem sehenswert. Joey Arias ist eine New Yorker Drag Queen, die bereits mit Künstlern wie David Bowie zusammengearbeitet hat und die Las-Vegas-Show des Cirque du Soleil moderierte. Basil Twist ist ein Puppenspieler, der auch für die Broadway-Fassung der „Addams Family“ engagiert wurde.

Gemeinsam haben sie eine Show zusammengestellt, in der Puppen die Band stellen, während Arias Songs von Led Zeppelin oder Bessie Smith zum Besten gibt. Und das mit einer unglaublichen Stimme. Es gibt Einflüsse von „Metropolis“ und anderen Science-Fiction – „Arias with a Twist“ war sicherlich unbedingt sehenswert.

Sheehan folgt der Geschichte der Künstler ab den frühen Achtzigern. Zu sehen ist Arias, wie er etwa mit Klaus Nomi arbeitet – dem deutschen Sänger, der der größte Popstar der Achtziger hätte werden können, wäre er nicht so früh an Aids gestorben. Die alternative Szene New Yorks südlich der 14. Straße ist Thema, Andy Warhol und Keith Haring tauchen ebenfalls auf. Mittlerweile ist Arias in der Schwulen-Szene etabliert. Beim Christopher Street Day 2009 in Berlin ist er Headline, Klaus Wowereit schmachtet ihn an, später gibt er „Born To Be Wild“ zum Besten. Der Regisseur zeigt zudem Twist an seiner französischen Puppenspieler-Schule oder bei der Arbeit in seinem Brown Stone. Was bei beiden auffällt: Sie scheinen grundsympathische Menschen zu sein.

Ein spannender Film, der weit über die übliche Travestie hinausgeht.

Die Texte zur Berlinale erscheinen im Oranienburger Generalanzeiger.

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