Kyp Malones Rain Machine live im Maxwell’s Hoboken, New Jersey

This entry was posted on 24.11.2009


Die Pixies-Karten für die drei Abende in New York waren kaum in den Vorverkauf gelangt, da waren sie auch schon ausverkauft. Welch ein groß Glück für jene, die sich die Band im Hammerstein Ballroom anschauen durfte. Und welch noch größeres Glück für jene Bands, die die Legende bei diesen Konzerten supporten durften!

Dazu gehörten auch Rain Machine – eine Band, die bisher gerade einmal ein Album veröffentlicht hat. Wie sind die an diesen Job gekommen? Nun, natürlich sind Rain Machine nicht irgendeine Nachwuchs-Kapelle. Dabei handelt es sich um die Freizeitbeschäftigung von Kyp Malone, dessen Hauptband TV On The Radio gerade eine längere Pause einlegt. Und TVOTR wiederum sind so etwas wie die Pixies der Nuller Jahre, nur dass solche Gruppen heutzutage nicht mehr annähernd so erfolgreich sind.

Als das Debüt von Rain Machine erschien, war die spannendste Frage, wie sich Malones Musik ohne die Hilfe des anderen TVOTR-Sängers Tunde Adebimpe, vor allem aber ohne den Multi-Instrumentalisten David Sitek und dessen Produktions-Skills anhören würde. Die Antwort: Die ersten Tracks auf dem bei Anti erschienenen Debüt – etwa „Give Blood“ – würden als rohe TVOTR-Tracks durchgehen, während die späteren Titel akustische Stücke sind. Man könnte TV On The Radio und Rain Machine mit einer Zwiebel vergleichen – Malones Hauptband ist dann die komplette Pflanze, bei Stücken wie „Give Blood“ ist die oberste Schale entfernt, während bei Titeln wie „Love Won’t Save You“ nur der innerste Kern übrig geblieben ist. Aber wir reden immer noch von einer Zwiebel: Gerade die markante Stimme Malones, aber auch sein Songwriting ist eben unverwechselbar.

Während der US-Tour mit den Pixies stellt sich Malone auch den Mühen der Ebene. Er spielt nur ungefähr jeden dritten Abend in großen Hallen, dazwischen gibt es Konzerten in kleineren Clubs – wie am Dienstag im Maxwell’s in Hoboken, New Jersey. Eigentlich nur ein Katzensprung von Manhattan entfernt, machen sich offenbar nur wenige New Yorker die Mühe, für eine Show ihre Stadt zu verlassen. Berliner kennen das Problem: Wann waren sie das letzte Mal für ein Konzert in Potsdam?

Die Folge: Vielleicht 30 Zuhörer kamen zum Rain-Machine-Konzert. Weil die noch dazu wenig motiviert waren, Stimmung zu machen, wirkte Malone im Laufe des Abends zusehends frustriert.

An seiner Musik lag das allerdings bestimmt nicht. Im Gegenteil: Tatsächlich wirkten Rain Machine live besser als auf dem Album, das zwar gelungen ist, aber an einigen Stellen ein wenig mehr Dynamik verdient hätte. Und genau die gab es während der Show: Nur einen Titel – das schon erwähnte „Love Won’t Save You“ – spielte der Sänger alleine, ansonsten hatte er eine komplette Band mitgebracht. Und die sorgte dafür, dass der Gig häufig laut, an manchen Stellen sogar wohltuend noisig wurde.

Vor allem die brillante Gitarristin sorgte dafür, dass aus etlichen Titeln des Debüt-Albums – „Hold Your Holy“ etwa – aggressive Rocker wurden, während der Synthesizer (das bei Rain Machine ohnehin weniger wichtig ist als bei TVOTR) stark in den Hintergrund rückte. Die wichtigste Rolle der Keyboarderin war tatsächlich, für die Backing Vocals zu sorgen.

Malone tat es sehr gut, eine Band neben sich zu haben, auch wenn er natürlich die Musik mit seiner Stimme und mit einer unglaublich gut klingenden Gitarre (mit metallenem Klangkörper) den Abend dominierte.

Insofern können wir von Rain Machine sicher noch einiges erwarten: Wenn es Malone gelingt, den Live-Sound auf CD zu konservieren und wenn er sein Soloprojekt als Band weiterführt, dürfte hier eine zweite richtig gute Band neben TVOTR entstehen.

Der Text ist am 25. November auf Waste of Mind erschienen.

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